Vor kurzem verstarb einer meiner uralten Weggefährten mit knapp 72 Jahren. Diese Nachricht schockierte, bestürzte mich und verursachte in meiner Gefühlswelt eine tiefe Trauer, die in meiner Welt lange anhielt. Wie es sich für mich gehörte, trank ich ein Benediktiner auf ihn und verbrachte den Abend mit meiner Frau und seinen Geschichten.
Während dieser Zeit fragte ich mich, ob meine Gefühlswelt durch meine Sozialisierung nicht nur beeinflusst, sondern vielleicht sogar bestimmt wird. Die westliche Welt hat eine ganz andere Art mit dem Tot umzugehen, als zum Beispiel die Inder oder Mittelamerikaner. Wer schon mal in Mexiko war oder zumindest den Disney Film “Coco” gesehen hat, wird vielleicht im Ansatz erfahren haben, dass es in manchen Kulturen weniger darum geht den Tot zu betrauern, als das Geschenk des Lebens zu feiern. In meinem Kopf eine tolle Einstellung und auch für mich eine erstrebenswerte Herangehensweise…aber eben nur im Kopf. Der Bauch spielt da noch nicht so mit.
Wenn meine innere Einstellung zum Tod also “unwestlich” wäre, würden meine erlebten Gefühle unmittelbar nach dem Geschehen dann auch anders und mehr mit z.B. Freude gespickt sein? Wäre Trauer mit einer solchen inneren Haltung überhaupt ein aufkommendes Gefühl oder wird es nur verkürzt oder sogar gehemmt?
Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass ich mich mit dem Thema beschäftigen möchte und meine innere Haltung zum Tod verändern möchte. Nicht um der Trauer zu entgehen, sondern um das Leben mehr wertzuschätzen! Meine Anmeldung für die ehrenamtliche ambulante Hospizarbeit in Oldenburg ist bereits ausgefüllt und verbindlich unterschrieben. Im August 2021 geht es los.
Auf dich, Hannes! Du hast es geschafft in deinem Leben einen Kultstatus zu erreichen.
„Vorm Tode sich fürchten hat keinen Zweck! Man erlebt ihn ja nicht! Wenn er kommt, ist man weg!“
— Otto Reutter